Zum Auftakt des Digital-Streetwork-Projektes Fem.OS Plus veranstaltete das Beratungsteam am 7. September 2023 in Berlin ein Vernetzungstreffen mit Social-Media-Akteur*innen aus der englischen, russischen, türkischen und ukrainischen Sprachcommunity. Ziele des Treffens waren, das neue Projekt und dessen Informations- und Beratungsarbeit in den sozialen Medien zur Arbeitsmarktintegration für zugewanderte Frauen aus Drittstaaten in Deutschland vorzustellen, die verschiedenen Sprachcommunities miteinander zu vernetzen und sich über Beratungsbedarfe und Kooperationsmöglichkeiten auszutauschen.
Social-Media-Akteur*innen leisten für ihre jeweilige Community wichtige ehrenamtliche Arbeit. Sie administrieren und moderieren nicht nur die Informationen und Diskussionen in ihren Social-Media-Spaces wie Facebook, Instagram, Telegram oder WhatsApp, sondern regeln auch den Zugang zu diesen Gruppen. Sie sind zentrale und teilweise langjährige Kooperationspartner*innen aus dem Vorgängerprojekt Fem.OS, welche die Informations- und Beratungsarbeit des Projektteams unterstützen.
In Kleingruppen stellten die Social-Media-Akteur*innen die von ihnen betreuten Gruppen vor und tauschten sich über strukturelle und inhaltliche Entwicklungen sowie Bedarfe, Herausforderungen und Lösungsansätze aus.
Die Administratorinnen der türkischsprachigen Gruppen benannten einerseits die Regelung des hohen Informationsflusses, andererseits die Verantwortung, stets über neue Regelungen informiert zu sein, als große Herausforderungen. Sie betonten, wie wichtig es ist, mit Projekten wie Fem.OS Plus in regelmäßigem Kontakt zu sein.
In der russischsprachigen Community wurde die Frage der Integration und Förderung von Frauen diskutiert, die durch Familiennachzug nach Deutschland gekommen sind und keinen eigenen Anspruch auf staatliche Leistungen haben. Insbesondere im Falle einer Trennung seien die Integration von Frauen und deren Zugang zum Arbeitsmarkt verlangsamt.
Die Administratorinnen der englischsprachigen Community thematisierten die Hürden der Arbeitssuche im Kontext von Sprachbarrieren und Rassismus sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie erhoffen sich, dass der Arbeitsvermittlungsprozess in Deutschland die persönlichen Interessen und Arbeitserfahrungen stärker berücksichtigt sowie mehr qualifikationsadäquate Beschäftigungsvorschläge und verstärkte Unterstützung bei Anerkennungsverfahren bereithält.
In der ukrainischen Community wurden sowohl Herausforderungen durch die erschwerten Zugangsbedindungen zu Schulplätzen, zu Ausbildungsmöglichkeiten und sprachlicher Förderung für die junge Generation als auch die mangelnden Möglichkeiten qualifikationsentsprechender Beschäftigung diskutiert. Die Vereinbarkeit psychischer Gesundheit mit Arbeitstätigkeit und Spracherwerb wurden als zentrales Communitythema hervorgehoben.
In der fruchtbaren Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse aus den einzelnen Communities im Plenum zusammengetragen und Überlegungen zur Zusammenarbeit und Unterstützung der Social-Media-Akteur*innen durch das Projektteam besprochen. Es wurde deutlich, dass viele Themen und Herausforderungen die Social-Media-Akteur*innen und die Ratsuchenden in den Gruppen communityübergreifend beschäftigen und hier gezielt in der Informations- und Beratungsarbeit methodisch angesetzt werden kann. Letztendlich zeigte das Vernetzungstreffen vor Ort die große Bedeutung von persönlichen Begegnungen und den Bedarf von regelmäßigem Austausch.